2009 Fahrt nach Masuren

… ein Traum wurde wahr!

Mittwoch, 20.05.2009, 06.30 Uhr, Parkplatz Eissporthalle Farmsen. Für Pensionäre eine fast unchristliche Zeit… Bei herrlichem Wetter trafen nach und nach die ersten Mitreisenden der Masurenfahrt ein und warteten auf „Jumbo“ & Antje und auf den Globetrotter-Bus mit „unserem“ Fahrer „Mini“, der dann pünktlich eintraf.

Der nächste Halt: ZOB und die Reisegesellschaft war vollständig. 37 Menschen machten sich voller Neugier auf die Reise, die Antje & Gerd Brandt

 

sehr sorgfältig und kostenbewusst mit einem neuen Reiseveranstalter ausgearbeitet hatten.

 

Dann die erste „Einlage“: Nahe Rostock gab es, durch IPA-Freunde mit frischem Kaffee unterstützt, die erste Frühstückspause mit im Bus „geschmierten“ Brötchen. Schließlich war es ein „5-Sterne-Bus“ mit kleiner Pantry (Kühlschrank, Mikrowelle, kleines Waschbecken und Toilette für den Notfall).

 

Es war der Moment, erstmalig nach zum Teil vielen Jahren, wieder alte dienstliche Verbindungen zu „reanimieren“ – „…sag mal, Du warst doch…erinnerst Du Dich?“ waren häufig gehörte Aussagen.

 

Und dann erreichten wir schon bald die Grenze nach Polen, ein Land, fast so groß wie Spanien, ein Land durchaus voller Widersprüche. Sehr schöne restaurierte (auch öffentliche) Bauten, sehr schöne neue Einfamilienhäuser, aber eben auch sehr viele verkommene / verfallene Häuser oder Neubauten, die schon seit Jahren nicht fertig gestellt worden sind, weil den Eigentümern wohl das Geld ausgegangen ist.

 

Und noch eines viel sofort auf: Überall verfolgt den Besucher die Plakatwerbung, zum Teil riesig groß. „Saturn“ und „Lidl“ gehören ebenso zum Straßenbild wie „OBI“, „KFC“, „Michelin“ und andere internationale Waren bzw. Konzerne.

 

In Reda (Hotel Murat) übernachteten wir erstmalig und zu uns gesellte sich unsere Reiseführerin Izabela, ein wirklicher Glücksgriff, wie sich jeden Tag aufs Neue herausstellen sollte.

Schnell bemerkten wir, dass der „in Deutschland gewohnte Komfort“ hier trotz dreier Sterne nicht erreicht wird; aber ich denke, mit unseren Eindrücken haben wir das Land „original“ erlebt und das war der eigentliche Sinn unserer wahnsinnig interessanten Reise – und es war erst der Beginn.

 

 

Für die Ausflugsfahrt nach Gdingen, dem Strandbad Sopot mit dem mondänen Hotel „Sofitel Grand Sopot“ (einem 1927 erbauten Art-deco-Hotel mit 5 Sternen) und Danzig wurde uns vom Reiseveranstalter eine weitere Reiseführerin zugeteilt. Sie hat uns auf eigene Weise ganz besonders gefordert: Beschreibungen und Geschichten ohne Pause!

 

 

 

 

Der Stadtspaziergang durch Danzig war dann die Entschädigung für die anstrengende  Reiseleiterin und zugleich der Höhepunkt des Tages.

 

 Eine wunderschön restaurierte Altstadt mit fantastischen Fassaden; sehr beeindruckend das Krantor, die vielen Restaurants und Bars, die alle sehr gut besucht  waren, weil in Polen Ferien und damit ganz ganz viele Busse mit Schülern im Land unterwegs waren.

 

Interessant war die Tatsache, dass die „Klassenverbände“ sehr diszipliniert – quasi in „Marschordnung“ – unterwegs waren. Das hob sich wohltuend von „deutschen Erlebnissen“ ab. Ebenso waren die Kontakte zur polnischen Bevölkerung überwiegend

 

 

freundlich und hilfsbereit, nicht selten aber auch von einer (sprachlichen) Unsicherheit auf beiden Seiten begleitet.

 

Der Komplex der „Dreistadt“ Danzig, bestehend aus Gdansk, der Hafenstadt Gdynia/Gdingen und dem Kurort Sopot/Zoppot, zieht sich längs der Zatoka Gdanska/Danziger Bucht hin, die im Westen von reich bewaldeten Höhen umgrenzt ist. Das Gebiet um die „Dreistadt“ bildet mit der Kaschubischen Höhe, die auch Kaschubische Schweiz genannt wird, der Halbinsel Hela, dem Danziger Werder
und der Nehrung an der Küste eine der bedeutendsten Urlaubs- und Erholungsregionen in Polen.

 

Auf dem Rückweg zum Hotel hat „unsere“ Izabela ein Orgelkonzert in der Kathedrale von Oliwa organisiert, das sehr beeindruckend war.

 

Am nächsten Tag (22.05.) stand dann die lange Busfahrt nach Masuren (Mragowo  / Sensburg) an, die durch ein Erlebnis unterbrochen wurde, das uns alle nur staunen ließ: Eine Schiffsfahrt auf dem Elblag-Kanal (Oberländischer Kanal). In drei Stunden passierten wir 4 Stufen des Kanals (zwischen Jelonki/Hirschfeld und Drulity/ Draulitten) mit dem Schiff auf Förderwagen, die von durch Wasserkraft angetriebenen Seilen auf Schienen gezogen wurden.

 

Höhenunterschiede je Segment von 13 bis 24,5 Metern! Die Antriebstechnik durch Wasserkraft konnten wir besichtigen und waren tief beeindruckt von der technischen Meisterleistung der Ingenieure des um 1850 eingeweihten Kanals. An Bord gab es die beste Krakauer der gesamten Reise.

 

 

 

 

 

 

Anschließend fuhren wir durch eine Landschaft (Ermland/Masuren), die in Europa ihres Gleichen sucht: Grüne, satte Wiesen, Kiefernwälder, Mischwälder und Seen wechselten sich ab. Wunderbare Landschaften ohne Ende! Kilometer um Kilometer näherten wir uns unserem Standort für die nächsten fünf Nächte, der Stadt Mragowo/Sensburg, der ideale Ausgangspunkt für die Erkundung der masurischen Seenplatte.

 

 Die Reisegruppe genoss die Informationen über Land und Leute und über die Geschichte des Landes durch Izabela; ab und zu wurde sie durch Jumbo ergänzt, der

 

 

 

sich sehr intensiv auf die Reise vorbereitet hatte. Die beiden waren ein unschlagbares Paar!

 

Unser Hotel (Solar Palace) in Sensburg lag direkt am See, mit tollem Blick auf die Stadt. Abends ergab sich eine genussvolle Routine: In netter Runde, bei Bier und Wein, wurden der jeweilige Tag diskutiert, die Highlights herausgearbeitet aber auch alte Erinnerungen aus gemeinsamer Arbeit „hervorgekramt“. Die Gruppe hatte sich gefunden – und das war auch ein Verdienst von Antje & Jumbo.

 

 

 

Am 23.05. fuhren wir in das nördliche Masuren, durch faszinierende Landschaft zur wohl berühmtesten Kirche: wir fuhren nach Heiligelinde, einer Barockkirche, deren Orgelkonzerte legendär sind und die von einem Jesuitenkloster mit 11 Mönchen „be-trieben“ wird. Wir bewunderten nicht nur den Geschäftssinn der Jesuiten, wir wurden auch zufällig Zeuge wie ein Mönch – die Kutte hochgehoben – vor unserer Reiseleiterin einen perfekten Spagat hinlegte, wahrlich ein „Bild für Götter“!

 

Weiter ging es dann durch Rastenburg, der Heimatstadt von Izabela, durch faszinierende Landschaft zur Wolfsschanze.

 

Dort angekommen, wurden wir mit immer noch erschreckender deutscher Geschichte konfrontiert:

 

Wir besichtigten die Wolfsschanze, der wohl bekannteste Gefechtsstand für den Krieg gegen das damalige Russland. Nahe dem Dorf Görlitz liegt das ehemalige Führerhauptquartier. Uns wurde ein Teil der 2,5 qkm großen Anlage gezeigt. Hitler selbst überlebte den Anschlag durch Graf Stauffenberg und hielt sich bis 1944 dort auf. Die Führung durch einen studierten Historiker war sehr informativ, natürlich auch bedrückend aber eben aufschlussreich.

 

Es sollte sich dann ein Bummel durch Lözen, der Sommerhauptstadt Masurens anschließen, aber unsere Reiseleiterin hatte eine andere tolle Idee: Wir besuchten die in Masuren allseits bekannte „Tante Christel“ in der Ortschaft Zondern, die vor Jahren die Milchwirtschaft aufgegeben hatte und sich nun ganz dem Tourismus verdingt hat.

 

 

 

 

 

 

 Uns erwartete eine kräftige, energische ostpreußisch sprechende Frau, die uns bei sehr gutem Kaffee und ganz frischem Hefekuchen (…ein Gedicht!) mit durchaus deftigen Witzen unterhielt. Im Anschluss hat sie uns dann durch ihre drei Museen geführt (alte Küchengeräte, alte Werkzeuge, alte Krüge und Kaffeekannen, alte Stoffe und nicht zuletzt alte Gerätschaften zur Bewirtschaftung der Äcker). Ich glaube, jeder von uns war beeindruckt von der Energie dieser Frau, von der wir uns nur schweren Herzens verabschieden konnten.

 

Sonntag, 24.05., ging es nach Nikolaiken, einem kleinen Ort am größten masurischen See; von dort aus erlebten wir sehr intensiv bei wieder schönstem Wetter eine Fahrt über die Seenplatte bis nach Niedersee (einem Nationalpark). Fischreiher säumten die Reetufer, Kormorane begleiteten unser Schiff und hoch über uns zog ein Fischadler seine Kreise…unvergesslich.

 

 

Die Fahrt endete in Nida (Ruciane) und Mini fuhr uns dann durch die wunderschöne Johannisburger Heide mit einem Stopp in Johannisburg (Pisz) und der Besichtigung des „Klosters der Altgläubigen“, wo wir eine einmalige Ikonensammlung bewundern konnten.

 

Am Montag, 25.05.09, besuchten wir in Hohenstein ein altes Freilichtmuseum, das uns die historische Lebensweise in diesem Landstrich nahebrachte. Es folgte ein Stadtrundgang in Allenstein, einer Stadt mit interessantem Altstadtkern und einer Kopernikus-Statue, die zum Sitzen einlud…aber der Hit war eine Eisdiele mitten im Zentrum, der Geheimtipp für Schleckermäuler.

Gegen Abend dann ein weiterer Höhepunkt: Eine Bauernhochzeit auf einem Gestüt, bei wunderschönem Wetter, mit rassigen Pferden und ebenso ansehnlichen Reiterinnen – ich glaube, viele von uns haben fast vergessen, dass es ein recht gut aufgeführtes Schauspiel war. Entsprechend spät waren wir wieder in Sensburg. Und an dieser Stelle der Dank an Mini, der uns immer sicher und zielgenau „transportierte“ – eine Super-Leistung.

 

Den 26.05.09 haben einige Mitglieder unserer Reisegruppe für die Suche nach alten familiären Wurzeln genutzt, andere haben Sensburg bei bestem Wetter zu Fuß erobert, denn Mini und Jumbo hatten DV. Der Tag endete mit einem langen feucht-fröhlichen Folkloreabend in unserem Hotel…

 

Der nächste Tag führte uns wieder durch herrlichste Landschaft gen Westen, wir fuhren nach Köslin zur letzten Übernachtung im Hotel Gromada im Zentrum der Stadt. Und von dort ging es mit viel Wehmut bei absolut miesem Wetter am 28.05.09 Richtung Hamburg. Es war für alle Teilnehmer ein beeindruckendes Erlebnis von Landschaft und Menschen. Alle sind Antje und Jumbo sowie Mini dankbar  – es war eine tolle Leistung von Euch, aber auch von der Gruppe, die sich schnell gefunden hatte.

 

Wer die Reise verpasst hat, hat viel verpasst – also für den September-Termin anmelden, wenn es noch Plätze gibt.

Jens Herrmann

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